MC-Fragen knacken –
Die besten Tipps und Tricks

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Der Großteil der Klausuren im Medizinstudium findet im Multiple-Choice (MC) Format statt. Es gibt eine Fragestellung und fünf Antworten von denen genau eine richtig bzw. gesucht ist. Einen Ungeübten kann dieser Aufgabentyp schnell vor Probleme stellen. Deshalb möchte ich euch in diesem Artikel einige Tipps an die Hand geben, um das MC-Format zu meistern.

Haben MC-Fragen mehr Vor- oder Nachteile?

In meinen Augen sind MC-Prüfungen ein sehr dankbares und gut beherrschbares Format:

  • Im Gegensatz zu mündlichen Prüfungen müsst ihr die Antwort nicht aktiv wiedergeben, sondern nur passiv parat haben – die Lösung steht schließlich schon da.
  • Außerdem eignen sich manche Fakten weniger für MC-Fragen. Inzidenzen und Prävalenzen von Krankheiten tauchen beispielsweise seltener in MC-Fragen auf, wodurch ihr beim Lernen besser priorisieren könnt.
  • Jede Frage beansprucht ungefähr dieselbe Bearbeitungszeit. Dadurch könnt ihr euch die Zeit zuverlässiger einteilen, als es bei Klassenarbeiten in der Schule möglich war.
  • MC-Fragen sind völlig objektiv auswertbar. Das Ergebnis hängt also tatsächlich von euren Antworten und nicht von der Laune des Korrektors ab.

Was sind MC-Techniken?

MC-Techniken sind einfache Faustregeln bzw. Ratehilfen, die euch helfen die gesuchte Antwort dingfest zu machen.

Im Idealfall kann man eine Frage mit 100%iger Sicherheit beantworten. Aufgrund der großen Mengen an Lernstoff ist das meist nicht der Fall. Manchmal könnt ihr ein paar Antworten ausschließen und habt eine klare Tendenz. Ein anderes Mal habt ihr keinen blassen Schimmer. In beiden Fällen muss man einen Educated guess abgeben – genau hier kommen MC-Techniken ins Spiel.

Hier die vier wichtigsten:

  1. Lange Antworten sind eher richtig, kurze Antworten eher falsch. Das liegt daran, dass sich ein Prüfer bei der Ausarbeitung der gesuchten Antwort mehr Mühe gibt, sie soll schließlich eindeutig sein. Die vier Falschantworten hingegen fallen meist kürzer aus, da sich der Formulierungsaufwand nicht lohnt – schließlich sind sie sowieso falsch.
    Daraus ergibt sich eine zweite wichtige Konsequenz: Es geht bei MC-Fragen um einen Fakt oder ein Konzept, welches mit der gesuchten Antwort abgeprüft wird. Falschaussagen haben oft keine tiefere Bedeutung. Wenn ihr also Fragen kreuzt, könnt ihr die Falschantworten meist links liegen lassen und müsst nicht im Detail nachvollziehen, wieso diese Antworten nun falsch sind. Gerade in der Klausurvorbereitung ist die Zeit dafür zu schade.
  2. Relative Formulierungen (z.B. in der Regel, häufig, meistens, kann) finden sich eher in richtigen Antworten. Absolute Formulierungen (z.B. immer, nie, nur) tauchen eher in falschen Antworten auf. Begründung: Die Richtigaussage kann im Streitfall dank ihrer relativen Formulierung immer noch als richtig ausgelegt werden. Falschantworten sind durch ihre absoluten Formulierungen sicher falsch.
  3. Wenn zwei Antwortmöglichkeiten Synonyme verwenden bzw. dasselbe aussagen, dann sind beide sicher falsch. Es kann schließlich nur eine Antwort richtig sein.
  4. Unübliche Fachbegriffe oder Begriffe die ihr gar nicht kennt finden sich eher in Falschantworten.

Diese MC-Techniken kenne ich aus dem Skript Lernstrategien von Medi-Learn1. Das Skript beinhaltet neben MC-Techniken auch wertvolle Tipps zu Lerntechniken, Prüfungsrhetorik und vielem mehr. Nein, ich bekomme hierfür kein Geld. Ich kann euch dieses Heftchen aus eigener Überzeugung nur sehr empfehlen.

Außerdem gibt es noch eine Reihe weiterer Regeln. Ich bin bei den oben genannten geblieben, weil sie die wichtigsten und zuverlässigsten sind. Viele andere MC-Techniken sind unzuverlässiger, nur selten anwendbar und verwirren nur. Man kann ohnehin nicht alle Fragen mit diesen Regeln lösen.

Kann man sich durch MC-Techniken Lernaufwand ersparen?

Nein! MC-Techniken können solides Fachwissen niemals ersetzen. Man muss trotzdem ordentlich lernen. Mit solchen Ratehilfen könnt ihr eure Trefferwahrscheinlichkeit beim Educated guess erhöhen, aber sie sind keine Garantie für die richtige Antwort. Bitte verlasst euch nicht zu sehr auf MC-Techniken. Sie sind ein wertvoller Zusatz, aber mehr auch nicht.

Wie gehe ich beim Lösen einer MC-Frage am besten vor?

Ich nutze seit eh und je diesen simplen Algorithmus für MC-Fragen:

  1. Fragestellung sorgfältig lesen
  2. Alle Antworten der Reihe nach lesen und je mit einem Symbol versehen:
    ✓ … sicher richtig
    ✓? … tendenziell eher richtig
    ? … keine Ahnung
    f? … tendenziell eher falsch
    f … sicher falsch
  3. Nochmal in der Aufgabenstellung nachschauen, ob die Richtigaussage oder die Falschaussage gesucht ist
  4. Gesuchte Lösung ankreuzen und weiter zur nächsten Frage

Auch dieser Algorithmus stammt aus dem o.g. Skript über Lernstrategien1.

Wie geht man an Rechenaufgaben im MC-Format heran?

Rechenaufgaben im MC-Format können manchmal eine echte Herausforderung sein. Aus der Aufgabenstellung ergibt sich eine Rechnung und die Antworten bieten fünf Zahlenwerte als Lösungen an.

Der Algorithmus für Rechenaufgaben sieht etwas anders aus:

  • Ein schneller Blick auf die vorgeschlagenen Ergebnisse:
    • Unterscheiden sich alle Ergebnisse, wenn man Nullstellen außer Acht lässt? (z.B. 0,5/1/70/90/300 => ohne Nullstellen 5/1/7/9/3) Wenn ja, dann könnt ihr die Nullstellen in eurer Rechnung meistens weglassen und kommt trotzdem zum richtigen Ergebnis. Das spart wertvolle Zeit.
    • Unterscheiden sich alle Ergebnisse nur um Nullstellen? (z.B. 0,001/0,01/0,1/1/10) Wenn ja, dann erleichtert auch das die Rechnung. Ihr könnt alles, was nicht Null oder Eins ist mit dem kleinen Einmaleins abhandeln oder sogar ignorieren. Dann braucht ihr euch nurmehr auf das Verrechnen der Nullstellen konzentrieren. Aber Achtung! Auch Zahlen die nicht Null oder Eins sind können in der Rechnung Nullstellen fabrizieren. (z.B. 2×5=10)
    • Das ist nur ein kurzer Blick und ihr wisst danach oft, wie ihr die Aufgabe vereinfachen könnt.
  • Fragestellung lesen:
    • Was ist gegeben?
    • Was wird gesucht?
    • Welche Formel brauche ich?
  • Formeln einsetzen und ausrechnen
    Bei uns in Leipzig ist der Fragebogen meist getrennt vom Antwortbogen und man kann ersteren als Konzeptpapier für Rechnungen nutzen. Wenn ihr keine erstklassigen Kopfrechner seid, dann schreibt euch Formeln und Rechnung kurz auf. Das muss schnell gehen und es gibt keine Punkte auf die Form. Es dient euch nur als Rechenhilfe und zur Vermeidung von Faselfehlern.
  • Ergebnis ankreuzen und weiter zur nächsten Frage

Wichtig ist, die notwendigen Formeln aus dem Effeff zu beherrschen und im Vorfeld viel zu üben. Gedächtnisprotokolle und Übungsaufgaben eignen sich dazu am besten. Ihr habt für Rechenaufgaben genauso viel Zeit wie für normale MC-Fragen. Deshalb ist es wichtig schnell zu sein und diesen Fragentyp am besten schon vorher auf Zeit trainieren. Natürlich reißt euch niemand den Kopf ab, wenn ihr für eine Aufgabe mal länger braucht. Ihr müsst die Zeit dann nur später wieder reinhohlen. Wenn ihr eine Frage gar nicht lösen könnt, ist es oft sinnvoll einfach zu raten, um nicht zu viel Zeit für die nächsten Fragen zu verlieren.

Mathematische Aufgaben sind für viele Kommilitonen eine echte Herausforderung. Aber die meisten kann man gut lösen, auch ohne Profi in Mathe und Physik zu sein.

Fazit – die richtige Einstellung

Bei MC-Fragen sitzt der Teufel häufig im Detail – kleine Spitzfindigkeiten, doppelte Verneinungen und ähnlich klingende Wörter sollen euch in die Irre führen. Um solche Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden, müsst ihr die Fragen und Antworten wirklich genau durchlesen. Bitte regt euch über diese „billigen“ Stolperfallen nicht weiter auf. Erstens könnt ihr sowieso nichts daran ändern und zweitens müssen euch die Prüfer schon die Gelegenheit geben Fehler zu machen, sonst ergäbe die Klausur keinen Sinn.

Negative Einstellungen wie „Ich rate doch sowieso immer falsch“ werden schnell zu selbsterfüllenden Prophezeiungen. Man gerät in eine Negativspirale und fabriziert beachtliche Fehlerserien. Deshalb wirken eine positive Grundeinstellung und Dankbarkeit für das MC-Format oft Wunder. Mit Zeit, Geduld und Übung entwickelt ihr ein gutes Gespür für MC-Fragen.

Ich hoffe, diese Tipps ein Stück weitergebracht, sodass ihr nun besser für die nächste Klausur gewappnet seid. Wenn ihr Fragen oder Verbesserungsvorschläge habt dann schreibt mir gerne.

Frédéric

Literaturverzeichnis:
1        Brockfeld, Thomas/Vera Lippek/Bringfried Müller: MEDI-LEARN Skriptenreihe: Lernstrategien – MC-Techniken und Prüfungsrhetorik, 7. Auflage, MEDI-LEARN Verlag GbR, 2018.

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