Das Physikum
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Das 1. Staatsexamen – besser bekannt als Physikum – ist die wohl gefürchtetste Prüfung der Vorklinik. Die wichtigste Botschaft vorweg: Ja, das Physikum ist eine echte Herausforderung. Trotzdem hat jeder von euch das Zeug diese Prüfung zu bestehen. Man muss dafür kein Überflieger sein.
In diesem Beitrag berichte ich von meiner Erfahrung mit dem 1. Staatsexamen, von der langen Vorbereitung und von den Strategien, die mir geholfen haben, das Physikum zu meistern.
Der Beitrag basiert auf meinen Erfahrungen vom Physikum Herbst 2021. Meine Infos und Ratschläge sind inzwischen teilweise überholt, bieten aber trotzdem eine gute Orientierung. Bitte haltet euch primär an die aktuellen Aushänge bzw. die Infos eures Landesprüfungsamtes und verlasst euch nicht einfach auf meinen Erfahrungsbericht.
Organisatorisches
Der schriftliche Teil besteht aus den gewohnten MC-Fragen und wird auf zwei Tage verteilt geschrieben. Die Fragen sind bundesweit einheitlich und werden vom Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) zusammengestellt. Die mündliche Prüfung führen die Lehrenden an eurer Uni im Rahmen bestimmter Vorgaben selbst durch.
Auf die Anmeldung zum Physikum gehe ich nicht näher ein. Am besten informiert ihr euch auf der Internetseite des jeweiligen Landesprüfungsamtes und kümmert euch schon frühzeitig gegen Anfang des 4. Semesters darum.
Die Vorbereitung für den schriftlichen Teil
Meine Vorbereitung bestand aus vier Komponenten:
- Theorie (Sich das nötige Wissen anlesen)
- Kreuzen (Altfragen lösen, um das theoretische Wissen anzuwenden)
- Anki (Nutzung eines digitalen Karteikartensystems, um wichtige Konzepte zu wiederholen)
- Feynman-Methode (Themen und Konzepte laut erklären, um Verständnislücken aufzudecken)
Im Theorieteil geht es darum den Lernstoff durchzuarbeiten und sich so neues Wissen anzueignen oder bestehendes Wissen wieder aufzufrischen. Ihr könnt dafür eure eigenen Aufzeichnungen oder vorgefertigte Lernprogramme verwenden. Mein Tipp: Nutzt ein Lernprogramm. Die Klassiker sind Amboss, die Endspurtskripte und deren digitales Pendant Via Medici. Diese Modelle haben sich seit Jahren bewährt und bringen einiges an Expertise mit. Bei analogen Medien ist es wichtig die aktuelle Auflage zu verwenden, da sich die Fragen in den Staatsexamina mit der Zeit ändern und Schwerpunkte sich verlagern.
Ich habe mich für die Endspurtskripte1 (Vorklinik, 5. Auflage) entschieden, weil ich schon vorher damit gelernt hatte und mit dem Konzept vertraut war. Zudem wollte ich nicht den ganzen Tag auf einen Bildschirm starren.
Andererseits kenne ich auch Kommilitonen, die mit ihren eigenen Notizen gelernt und das Physikum auch bestanden haben. In meinen Augen sind vorgefertigte Lernpläne trotzdem die sicherere Wahl. Die eigenen Aufzeichnungen kann man ergänzend zum Nachschlagen verwenden.
Beim Kreuzen arbeitet man die Altfragen aus den früheren Staatsexamina durch. Einerseits festigt ihr so das erlernte Wissen. Andererseits kommen im Physikum viele Wiederholungsfragen vor, welche ihr somit sicher in der Tasche habt. Es gibt zwei ungefähr gleichwertige Tools zum Kreuzen:
- Amboss bietet ein Kreuztool, das auf den Amboss-Lernplan abgestimmt ist.
- Thieme Examen Online ist das passende Tool für Via Medici bzw. für die Endspurtskripte.
Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach: Am ersten Tag arbeitet ihr das „Lernpaket 1“ (Theorieteil) durch. Am zweiten Tag bearbeitet ihr das „Lernpaket 2“ und kreuzt die Fragen zum „Lernpaket 1“. Auf diese Weise wiederholt ihr direkt das Wissen vom Vortag. Kreuzen ist deshalb so wichtig, weil man sein Wissen aktiv anwendet, anstatt nur passiv Texte durchzulesen.
Welches Lernprogramm ihr verwendet ist Geschmackssache. Am besten schaut ihr euch die Programme in den Ferien zwischen 3. und 4. Semester schon einmal an und probiert den Lernplan für ein paar Tage aus. Oft haben die Unis selbst Lizenzen, sodass ihr eines der Programme kostenlos nutzen könnt.
Anki ist ein digitales Karteikartensystem, das ich während der Vorklinik exzessiv genutzt habe. Für die Physikumsvorbereitung musste ich dann nur einen neuen Stapel erstellen und alle passenden Karteikarten einfügen. Den Stapel bin ich täglich nebenher durchgegangen.
Zur Einordnung: Wenn ihr einen vorgefertigten Lernplan verwendet, dann ist Anki nur ein kleines Extra. Falls ihr bis jetzt noch nichts davon gehört habt, lasst es bleiben und habt kein schlechtes Gewissen. Bei der Examensvorbereitung sollte man bewährte Lernmethoden nutzen und keine Experimente machen.
Wer Anki schon kennt und nutzen möchte, der sollte unbedingt eine sinnvolle Kartenauswahl treffen. Niemand kann 5.000+ Karteikarten zusätzlich zum regulären Lernplan stemmen.
Bei der Feynman-Technik prüft ihr euer Wissen ab, indem ihr es jemand anderem (in möglichst einfachen Worten) erklärt. Euer Gegenüber kann eine Person, eine Zimmerpflanze oder ein Plüschtier sein – das ist nebensächlich. Wichtig ist, die Erklärung laut auszusprechen. Tun sich dabei Wissenslücken auf, so schließt man diese und erklärt das Thema noch einmal.
Für mich war das kein eigenständiger Lernbereich, sondern eine Art Gewohnheit: Wenn ich im Theorieteil, beim Kreuzen oder in der Anki-Kartei über ein Thema gestolpert bin und mir unsicher war, ob ich es wirklich verstanden hatte, dann habe ich das Thema kurz im lauten Selbstgespräch elaboriert. Das kostet nebenher immer etwas Zeit, war aber für mich unglaublich effektiv.
Zusätzlich habe ich viel aufgeschrieben, vor allem häufig abgeprüfte Fakten und wesentliche Grundkonzepte. Natürlich hat man an den Lerntagen nur begrenzt Zeit. Jeder muss für sich wissen, ob er von manuellen Notizen profitiert oder die Zeit lieber anders investiert.
Der Lernplan
Nur weil ihr ein Lernprogramm verwendet, müsst ihr den vorgefertigten Lernplan nicht 1:1 übernehmen. Im Gegenteil. Es ist oft sinnvoll den Plan an die eigene Situation anzupassen.
Wir haben zum Beispiel kurz vor Lernstart eine große Abschlussklausur in Physiologie geschrieben, sodass mir die Themen noch präsent waren. Deshalb habe ich Physiologie im Lernplan auf acht Tage verdichtet und ans Ende der Vorbereitungszeit gesetzt.
Die vorgefertigten Lernpläne beinhalten auch keine Puffertage. Gerade die sind aber essenziell! Es läuft nicht immer alles nach Plan und niemand kann 50 Tage am Stück durchlernen, wie eine Maschine. Als Faustregel gilt: 20% der Zeit als Reserve einplanen. Das absolute Minimum ist ein Tag pro Woche.
So sah mein angepasster Lernplan aus:

Vorlage war der Lernplan „Endspurten mit Amboss“ für das Physikum Herbst 2021. Er basierte auf den Endspurtskripten1 (Vorklinik, 5. Auflage) und kombinierte diese mit dem Kreuztool von Amboss. Heute gibt es diesen Lernplan nicht mehr, aber das Grundprinzip bleibt das gleiche.
Ich hatte einen Tag pro Woche als Reserve geplant und bin damit genau hingekommen. Der Lernplan oben zeigt, wie ich am Ende wirklich gelernt habe. Deshalb findet ihr dort keine Puffertage mehr.
Die Lerntage (Tag 1-44)
Vormittags habe ich die Endspurtskripte durchgearbeitet. Zuerst lesen, verstehen und erst dann Notizen machen. Weiter ging es mit Kreuzen. Wenn ich abends noch Kapazitäten hatte, bin ich die Anki-Kartei durchgegangen.
Bei jeder Gelegenheit habe ich ältere Themen wiederholt, entweder durch Abfragen oder durch lautes Erklären. Dieser Schritt war entscheidend, um das Gelernte während der 50 Tage nicht wieder zu vergessen.
Die Generalproben (Tag 45-50)
In den letzten Tagen kreuzte ich nur noch die drei jüngsten Staatsexamina. Diese Generalproben bieten die Chance die Prüfungssituation zu trainieren, damit im Ernstfall alles funktioniert.
Sorgt für eine ruhige, ungestörte Umgebung. Stellt euch Getränke und Snacks bereit. Stellt euch einen Timer für vier Stunden Bearbeitungszeit. Setzt Zeitmarken und macht entsprechend Pausen (mehr dazu später). Ich habe mir damals sogar einen Pseudoantwortbogen gebastelt und die Antwortbuchstaben wie in der echten Prüfung angekreuzt.
Die verbleibende Zeit habe ich dann für Wiederholungen genutzt. Mein Schwerpunkt lag auf den gelben Kästen in den Endspurtskripten. Diese Kästen fassen die Fakten zusammen, welche in den vorherigen Examina abgefragt wurden.
Psychisch gesund bleiben
Bevor ihr mit dem Lernplan beginnt, würde ich ein altes Examen komplett durchkreuzen. Das hilft, um herauszufinden, wo ihr gerade steht. Vielleicht stellt ihr fest, dass ihr das Physikum schon bestanden hättet. Dann könnt ihr etwas entspannter herangehen und lernen, um die bestmögliche Note herauszuholen.
Darüber hinaus entwickelt ihr beim Kreuzen ein Gefühl für die Fragen. Es ist wichtig sich mit einer Prüfung auseinanderzusetzen, bevor man mit der eigentlichen Vorbereitung beginnt.
Rein inhaltlich betrachtet ist das schriftliche Physikum meist leichter als die Klausuren in der Vorklinik. Die Herausforderung liegt darin, alle Fächer zeitgleich beherrschen zu müssen.
Für mich war nicht die Prüfung selbst das Schlimmste, sondern die lange kräftezehrende Vorbereitung und der fortwährende Nervenkrieg. In dieser Zeit hat mir meine Lerngruppe sehr geholfen. Macht bewusst Pausen und unternehmt was mit euren Freunden. Gerade in stressigen Phasen wirken solche Auszeiten Wunder. Danach könnt ihr euch wieder viel besser auf das Lernen konzentrieren.
Puffertage sind auch aus psychischen Gründen wichtig. Am einen Tag kommt ein schweres Thema und ihr schafft nicht alles. An einem anderen Tag möchtet ihr mit Freunden ausgehen. Ihr braucht Zeitreserven, um in solchen Situationen reagieren zu können. Nur so könnt ihr euch erholsame Auszeiten nehmen, ohne dass euch die Zeit ständig im Nacken sitzt.
Das schriftliche Physikum
Ich möchte hier nicht genauen Prüfungsablauf besprechen, sondern nur einige mir wichtige Punkte hervorheben:
- Unmittelbar vor großen Prüfungen schläft fast jeder schlecht. Das ist völlig normal. Mir ist immer wichtig in den Nächten zuvor ausreichend Schlaf zu bekommen, dann fällt eine kurze Nacht kaum ins Gewicht.
- Am großen Tag solltet ihr beizeiten da sein und reichlich Puffer einplanen. Vor der Prüfung wollt ihr keinen Zeitstress.
- Übertragt eure Lösungen sofort auf den Antwortbogen, nicht erst am Ende der Bearbeitungszeit. Ich habe schon erlebt, dass eine Kommilitonin ihre Lösungen erst am Ende übertragen und den Großteil zeitlich nicht mehr geschafft hat. Die Szene könnt ihr euch selbst ausmalen … Deshalb ist mir der Punkt so wichtig. Wer seine Antworten gleich überträgt vermeidet Flüchtigkeitsfehler und ist vor einem solchen Desaster geschützt.
- Es gibt eine einfache und effektive Methode zur Zeiteinteilung in MC-Prüfungen: Ihr setzt euch Etappenziele, also eine Zahl von Aufgaben, die ihr in einer bestimmten Zeit lösen möchtet. Die Methode stammt aus dem Skript Lernstrategien von Medi-Learn2. Das Skript empfiehlt für das Physikum folgende Etappenziele:
- nach 1h bei Frage 45
- nach 2h bei Frage 85
- nach 3h bei Frage 125
- Das gibt euch die Möglichkeit zu kontrollieren, ob ihr schnell genug arbeitet.
- Zudem könnt ihr diese Marken auch als Ausgangspunkt für kurze fünfminütige Pausen verwenden. Im Examen kommt niemand kurzen Pausen herum. Wenn ihr die Pausen einspart und vier Stunden am Stück arbeitet, dann wird eure Konzentration unweigerlich wegbrechen.
- Ich kann euch das o.g. Skript2 sehr empfehlen. Dieses kleine Heftchen ist absolut goldwert, auch über das Physikum hinaus. Es thematisiert unter anderem Merkstrategien, MC-Techniken, Prüfungsrhetorik und vieles mehr.
- Die Ergebnisse werden erst nach einigen Wochen veröffentlicht. Medi-Learn bietet einen Examensservice an. Dort könnt ihr eure Antworten eingeben und erhaltet eine Prognose, wie das Ergebnis wahrscheinlich ausfällt.
- Ihr könnt eure Lösungen gleich nach dem ersten Tag eingeben, oder warten bis der zweite Tag vorbei ist. Das muss jeder für sich entscheiden. Das Zwischenergebnis gibt manchen Studenten zusätzliche Sicherheit. Ich denke aber, die meisten setzen sich damit nur zusätzlichem Druck aus: „Ich muss noch X% schaffen, um meine Wunschnote zu erreichen.“ Letztlich hat die Prognose ohnehin keine praktische Konsequenz und ist mehr ein Nice-to-know.
Hier noch eine kleine Packliste:
- eure Ladung
- ein gültiges Ausweisdokument
- ggf. Schreibgeräte
- ausreichend Getränke (am besten Wasser)
- kleine Snacks, die man leise essen kann
- eine analoge Armbanduhr
- eine Kopfschmerztablette
Achtung: Welche Gegenstände genau erlaubt sind oder benötigt werden variiert je nach Bundesland – das gilt besonders für Schreibgeräte. Informiert euch am besten im Vorfeld wie die Regularien in eurem Bundesland sind.
Die Vorbereitung für den mündlichen Teil
Zum mündlichen Physikum gibt es eine separate Einladung per Post. Aus dieser erfahrt ihr sowohl den genauen Prüfungstermin als auch die Namen der Prüfer. Geprüft wird in den Fächern Anatomie/Histologie, Biochemie und Physiologie.
Man kann die Vorbereitung in zwei Phasen einteilen. In der ersten Phase habt ihr noch keine Einladung erhalten und kennt die Namen der Prüfer noch nicht. In der zweiten Phase wisst ihr, wer euch prüfen soll.
Die mündlichen Prüfungen fanden bei uns nach der schriftlichen statt. Bei einigen Kommilitonen war der Abstand so kurz, dass es keine erste Phase gab. Aber keine Sorge.
Mit der oben erwähnte Feynman-Technik könnt ihr euch schon frühzeitig auch auf die mündliche Prüfung vorbereiten. Denn wenn ihr Themen erklärt und ausformuliert, dann trainiert ihr die mündliche Prüfungssituation. Zudem ist der Lernstoff für beide Prüfungen grundsätzlich der Gleiche, nur die Schwerpunkte liegen anders. Ich würde erst mit der gezielten Vorbereitung auf die mündliche Prüfung anfangen, wenn die schriftliche geschafft ist.
Phase 1 eignet sich, um Themen aufzufrischen, die ihr immer draufhaben müsst, egal wer der Prüfer ist. Ich habe in dieser Zeit intensiv Histologie gelernt, sowohl Präparate als auch Färbungen. Für Anatomie habe ich Übersichten zu den verschiedenen Gelenken und Muskelgruppen erstellt. In Biochemie waren die Seminarfolien von Dr. T. Hermsdorf mehr als genug.
Sobald ihr eure Prüfer kennt, könnt ihr gezielt mit Altprotokollen arbeiten.
Der erste Schritt besteht darin, die Protokolle durchzugehen und die Lieblingsthemen der Prüfer herauszuschreiben. Im weiteren Verlauf könnt ihr euch beim Lernen auf diese Themen konzentrieren. Trotzdem solltet ihr eine breite Wissensbasis haben und zu jedem Thema irgendetwas sagen können. Gravierende Wissenslücken zu schließen ist viel wichtiger als Detailwissen zu lernen.
In dieser Zeit habe ich hauptsächlich mit der Feynman-Methode gearbeitet und die wichtigen Themen so oft durchgesprochen, bis ich sie sauber und fließend erklären konnte. Das laute Aussprechen ist dabei entscheidend, denn man muss flüssig reden und erklären können.
In mündlichen Prüfungen geht es vor allem darum, die Basics zu verstehen. Die Prüfer fragen in der Regel keine speziellen Details, wie das IMPP in der schriftlichen Prüfung. Stattdessen kommen oft basale und praxisorientierte Fragen, zum Beispiel: „Erklären sie mir, wie eine PCR funktioniert.“ Auch wird mehr nach Zusammenhängen gefragt. Ihr sollt die Themen verstanden haben und nicht irgendwelche Details auswendig herbeten können. Keine Angst, die Altprotokolle zeigen euch wie die Fragen der Prüfer aussehen.
Darüber hinaus kann es helfen, die Prüfungssituation in der Gruppe zu simulieren. Einer spielt den Prüfer und orientiert sich dabei an bekannten Altfragen. Der andere antwortet und versucht die Prüfungssituation zu meistern. So etwas könnt ihr auch hervorragend in der Prüfungsgruppe machen. Auf diese Weise habt ihr Abwechslung und macht neue Bekanntschaften – das ist nie verkehrt.
Ich habe einen neuen Prüfer und es gibt kaum Altprotokolle. Was soll ich jetzt tun?
Ohne Altprotokolle weiß man nicht genau, worauf man sich in der Prüfung einstellen muss. Viele Studenten verfallen dann in Panik. Mir ging es damals nicht anders. Aber Panik ist auf Dauer keine Option. Was also tun?
- Schritt 1: Ruhig bleiben. In meiner Erfahrung sind unerfahrene Prüfer eher milde. Sie möchten nichts falsch machen und wollen verhindern, dass ein negatives Prüfungsergebnis sie selbst in ein schlechtes Licht rückt.
- Schritt 2: Recherchieren. Hat der Prüfer Vorlesungen oder Vorträge zu einem bestimmten Thema gehalten? Forscht er in einem bestimmten Fachgebiet? Vielleicht kannst du wegweisende Publikationen finden.
- Schritt 3: Bereite dich vor so gut du kannst. Mein Grundsatz lautet: Besser Lücken füllen, als sich in kleinen Details zu verlieren. Gerade in einer solchen Situation würde ich mich breit aufstellen.
Das mündliche Physikum
In aller Regel wollen euch die Prüfer nichts Böses und stellen wirklich faire Fragen. Niemand hat etwas davon, wenn ihr durchfallt. Im Gegenteil. Jeder durchgefallene Student muss später erneut geprüft werden. Zudem kann euch kein Dozent willkürlich bewerten, schließlich sitzen immer zwei Kollegen mit im Raum.
Die meisten Dozenten möchten in der Prüfung einfach sehen, dass ihr die Themen verstanden habt. Häufig gehen die Prüfer mit ihren Fragen immer weiter in die Tiefe, weil sie sehen möchten, wie weit das Wissen des Prüflings reicht. Es ist kein Beinbruch, wenn ihr bei einzelnen Detailfragen passen müsst. Wer die Einstiegsfragen gut beantworten kann, der wird kaum durchfallen. Habt also keine Angst, ihr müsst nicht 100% wissen.
Hier noch eine Packliste für das mündliche Physikum:
- eure Einladung
- ein gültiges Ausweisdokument
- genug Trinken
- ordentliche Kleidung (für mich ist ein Anzug stimmig, aber viele Prüfer sehen das inzwischen lockerer)
- eine analoge Armbanduhr
Schritt für Schritt zum Erfolg
Wenn ihr in der Vorklinik ordentlich für jede Prüfung gelernt habt, dann ist das schon die halbe Miete. Ihr fangt bei der Vorbereitung auf das Physikum nicht von Null an. Die Vorbereitung ist in Wirklichkeit nur der Schlussspurt.
Ich habe mir immer gesagt: „Das Physikum ist nur eine von vielen Prüfung.“ Wenn ihr das Staatsexamen als großen Sprung betrachtet, blockiert ihr euch nur selbst. Tatsächlich ist das Physikum nur ein kleiner Schritt. Einer von vielen kleinen Schritten auf dem Weg zum Erfolg.
Ich hoffe, ihr habt nach dem Lesen dieses Beitrags etwas weniger Angst vor dem Physikum. Vielleicht sind euch stattdessen ein paar Ideen gekommen, wie ihr euch am besten vorbereiten könnt. Denkt lösungsorientiert. Das Physikum ist ein lösbares Problem. Versprochen!
Frédéric
Literaturverzeichnis:
1 Endspurt Vorklinik: 5. Auflage, Georg Thieme Verlag KG, 2020.
2 Müller, Bringfried/Thomas Brockfeld/Vera Lippek: Lernstrategien: MC-Techniken und Prüfungsrhetorik, 7. Auflage, MEDI-LEARN Verlag GbR, 2018.