3. Semester

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Das 3. Semester bringt viel Abwechslung ins Studium. In Anatomie liegt der Fokus nun allein auf dem Nervensystem. Mit Biochemie und Physiologie kommen jetzt auch die beiden anderen großen Player der Vorklinik hinzu. Wem Anatomie zu trocken ist, der kann in Physiologie den passenden Ausgleich finden.

Abgerundet wird das Ganze durch Psychologie/Soziologie. Dieses Fach umfasst weniger Lernstoff, gibt euch aber wertvolle Grundlagen in Sachen Kommunikation mit.

Der Artikel basiert auf meinen Erfahrungen aus dem Wintersemester 2020/2021. Meine Infos und Ratschläge sind inzwischen teilweise überholt, bieten aber trotzdem eine gute Orientierung. Bitte haltet euch primär an die aktuellen Aushänge bzw. die Infos eurer Dozenten und verlasst euch nicht einfach auf meinen Erfahrungsbericht.

Neuroanatomie

In diesem Fach habt ihr sowohl eine Vorlesung als auch ein Seminar. Die Vorlesung vermittelt die theoretischen Inhalte. Im Seminar vertieft man das Wissen und zeigt euch die anatomischen Strukturen am Präparat. Am Ende wartet natürlich wieder eine Klausur.

Vorbereitet habe ich mich mit den Mitschriften aus der Vorlesung und dem Trepel1. Dieses Buch hat mich vor allem durch die einfache Sprache überzeugt. Der Autor bleibt beim Wesentlichen und bringt die Dinge auf den Punkt. Für mich war es die perfekte Ergänzung zu Vorlesung und Kreuzen.

Die Klausur war zwar anspruchsvoll, aber immer noch im Rahmen. Man muss Neuroanatomie schon gründlich gelernt und verstanden haben, dann ist diese Prüfung gut machbar.

Am Anfang des 4. Semesters findet die große Abschlussklausur Anatomie statt. Diese umfasst den gesamten Stoff der Anatomie seit Beginn des Studiums. Im Beitrag zum 4. Semester werde ich näher auf diese Klausur eingehen. Ich erwähne sie schon jetzt, weil ihr beizeiten mit dem Lernen beginnen solltet und nicht erst zu Semesterbeginn.

Biochemie

Biochemie war für mich die größte Herausforderung, denn der Lernstoff ist äußerst umfangreich und weniger anschaulich als in anderen Fächern. Hier habt ihr Vorlesung, Seminar und Praktikum. Die Klausur wird normalerweise in vier Teilen geschrieben. Zwei Teile im 3. Semester und zwei im 4. Semester.

Ich habe fast ausschließlich mit den Seminarfolien von Dr. T. Hermsdorf gelernt. Eine gute Lerngrundlage sollte aktuell sein, alle prüfungsrelevanten Fakten abdecken, leicht verständlich sein und nicht zu tief ins Detail gehen. Die dicken Wälzer können das nicht leisten – diese Slides konnten es sehr wohl. Ich habe mich auf die Klausuren und das mündliche Physikum nur mit diesen einen Quelle vorbereitet und bin damit sehr gut gefahren.

Edit: Nach allem, was ich gehört habe, liegen die Themenschwerpunkte in der Biochemie inzwischen anders, sodass die Hermsdorf-Folien an Bedeutung verloren haben. Ich kann mir vorstellen, dass die Folien trotzdem noch eine sinnvolle Ergänzung sind. Als alleinige Lerngrundlage taugen sie wahrscheinlich nicht mehr.

Im nächsten Schritt habe ich zahllose Übersichten erstellt, Stoffwechselwege aufgezeichnet und viel gekreuzt. Gerade das Abzeichnen der Stoffwechselwege und Regulationsmechanismen kann ich nur empfehlen. Biochemie ist großenteils pures Auswendiglernen und genau deshalb hilft es den Lernstoff durch die Hand gehenzulassen.

Die Vorlesung habe ich kaum genutzt. Zum Praktikum kann ich nicht viel sagen. Bei uns fand es pandemiebedingt online statt. Wir haben uns die Versuche online angesehen und anhand vorgegebener Messwerte unsere Protokolle geschrieben.

Physiologie

Auch die Physiologie umfasst eine enorme Stoffmenge, ist aber um ein Vielfaches anschaulicher als Biochemie. In Anatomie lernt man aus welchen Strukturen der menschliche Körper besteht. In Physiologie geht es darum, wie diese Strukturen funktionieren. Deshalb ist es wichtig in der Medizin vernetzt zu denken. Wer Fächer getrennt betrachtet, der erschwert sich das Lernen nur unnötig.

Die Vorlesungen der Physiologie sind mitunter die besten in der Vorklinik. Ich habe sie lückenlos verfolgt und mit dem Notizprogramm Notion ausgearbeitet. Mehr über Notion könnt ihr in diesem Beitrag erfahren. Dahinter verbirgt sich ein äußerst effektives Lernsystem, dass sich seither für fast jede Klausur verwende.

Das Seminar ergänzt und vertieft die Vorlesung. Wenn ein anderer Dozent ein Thema nochmal in seinen Worten erklärt, dann versteht man es oft leichter. Zudem bietet das Seminar die Möglichkeit Rückfragen zu stellen – Stichwort aktive Mitarbeit.

Das Physiologie-Praktikum fand bei uns online statt und war ähnlich organisiert wie das Biochemie-Praktikum.

Zudem hatten wir eine große Klausur am Ende des 4. Semesters. In einem normalen Präsenzsemester schreibt man i.d.R. vier kleine Teilklausuren wie in Biochemie. Meine Vorbereitung bestand aus Notion und viel Kreuzen. Mit dieser Variante bin ich ausgezeichnet gefahren. Nebenher hatte ich noch den Silbernagl2 im Regal stehen. Ein gutes Buch, aber genutzt habe ich es kaum, weil die Vorlesungen vollkommen ausreichen.

Psychologie/Soziologie

Psychologie/Soziologie ist eine Konstante, die sich aus dem 2. Semester fortsetzt. Es gibt eine Vorlesung deren Besuch ich durchaus empfehlen kann.

Die Klausur gilt als eine der harmlosesten Prüfungen in der Vorklinik. Man darf sie dennoch nicht unterschätzen und muss sich schon vorbereiten. Hier fallen aber die wenigsten durch. Ich habe mit den Vorlesungen, dem passenden Endspurtskript3 und Kreuzen gelernt.

Darüber hinaus gibt es einen Kurs, der sich mit ärztlicher Gesprächsführung befasst. Ihr lernt zunächst die theoretischen Grundlagen und bekommt später die Gelegenheit Gespräche mit Simulationspatienten zu üben. Letztlich musste jeder im Verlauf des Kurses ein Übungsgespräch führen und einen Vortrag halten, entweder im 3. oder im 4. Semester. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass hier irgendetwas bewertet wurde.

Vielleicht tendiert ihr dazu diesen Kurs im Schmalspurmodus zu belegen. Mit den anderen Fächern hat man alle Hände voll zu tun. Warum also mehr Zeit als nötig in einen Kurs versenken, der nicht bewertet wird? Ich kann diese Denkweise gut nachvollziehen. Dieser Kurs ist trotzdem eure Zeit wert.

Egal in welcher Fachrichtung ihr später arbeitet, in aller Regel werdet ihr Patientengespräche führen. Dieser Kurs kann ein solides Fundament in Sachen Kommunikation vermitteln. Das ist für einen Arzt mindestens genauso wichtig wie fachliches Wissen.

Einführung in die klinische Medizin (EKM)

Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich eine Reihe aus Schnupperkursen in die verschiedenen klinischen Fächer. Prüfungen haben wir keine geschrieben.

Man kann die EKM-Kurse als Ausgleich zu den anderen Fächern sehen. Ihr müsst anwesend sein, werdet aber nicht ständig geprüft. Stattdessen dürft ihr einen Blick hinter den Vorhang werfen und sehen, was euch nach dem Physikum erwartet. Nehmt das als Motivation und seid neugierig.

Ich hoffe, euch ist dieser Beitrag eine Hilfe. Wie immer – kontaktiert mich gerne, wenn ihr Fragen oder Ergänzungen habt.

Frédéric

Literaturverzeichnis:
1        Trepel, Martin: Neuroanatomie – Struktur und Funktion, 8. Auflage, Elsevier GmbH, 2021.
2        Pape, Hans-Christian/Armin Kurtz/Stefan Silbernagl: Physiologie, 10. Auflage, Georg Thieme Verlag KG, 2023.
3        Kessler, Henrik/Ulrike Krämer/Julia Mahal/Antje Miksch/Roland Panea: Endspurt Vorklinik: PsychSoz, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag KG, 2023.

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