2. Semester
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Verglichen mit dem 1. Semester wird das Studium etwas ruhiger und geordneter. Einerseits habt ihr weniger Fächer. Andererseits laufen manche Veranstaltungen aus dem 1. Semester einfach weiter. Durch Praktika und Präparierkurs habt ihr nun auch mehr Praxis. Wobei gerade der Präpkurs sehr viel Zeit beansprucht.
Der Artikel basiert auf meinen Erfahrungen aus dem Sommersemester 2020. Meine Infos und Ratschläge sind inzwischen teilweise überholt, bieten aber trotzdem eine gute Orientierung. Bitte haltet euch primär an die aktuellen Aushänge bzw. die Infos eurer Dozenten und verlasst euch nicht einfach auf meinen Erfahrungsbericht.
Mein 2. Semester fand weitgehend online statt – auch Praktika und Präpkurs. Für euch hört sich das wahrscheinlich absurd an, für uns war das im ersten Lockdown schlichtweg Realität. Wir haben trotzdem alle Testate und Klausuren geschrieben, die ihr auch schreiben werdet. Ich gebe euch meine Erfahrungen und Vorbereitungstipps gerne weiter. Denkt einfach daran, dass ich damals unter anderen Bedingungen gelernt habe.
Anatomie
Die Vorlesung Anatomie kennt ihr aus dem 1. Semester und habt inzwischen eure eigene Meinung dazu. Wie gesagt, ich kann die Vorlesung nur sehr empfehlen, weil sie wichtige Grundlagen einsteigerfreundlich vermittelt.
Nun zum Präparierkurs. Für den einen ist er das größte Highlight der Vorklinik, für den anderen ein notwendiges Übel.
Bei vielen von euch wird der Präparierkurs der erste Kontakt mit dem Tod sein. Manchen fällt das leichter, anderen schwerer. Ich habe mir gesagt, dass ich Arzt werde und der Tod nun einmal Teil dieses Berufes ist. Mir ging es deutlich besser als ich für mich festgelegt habe, dass das, was wir im Präparierkurs machen, jetzt normal ist. Letztlich muss jeder für sich einen Weg finden damit umzugehen. Ich finde es wichtig über seine Gedanken, Probleme und Ängste zu reden. Ihr seid nicht die Einzigen, die dieses Thema gerade beschäftigt. Tauscht euch aus – sprecht euch aus, soetwas hilft ungemein.
Bevor jemand fragt – ja unser Präpkurs war weitgehend online. Wir hatten trotzdem eine Reihe Präsenztermine und durften im 4. Semester vieles im Präpariersaal nachholen. Ich weiß also durchaus, wovon ich spreche.
Der Präpkurs gliedert sich in fünf Präparationsabschnitte, die bestimmte Regionen des menschlichen Körpers thematisieren. Jeder Abschnitt wird nach zwei oder drei Wochen mit einem mündlichen Testat abgeschlossen.
Hier eine kleine Packliste:
- Laborkittel
- Einmalschürzen
- Einmalhandschuhe
- lange Hosen und geschlossenes Schuhwerk (im Präpariersaal eigentlich selbstverständlich)
- Präparieranleitung und Lernzielkatalog (in ausgedruckter Form)
- Präparierbesteck (Details stehen in der Anleitung)
- (Lehrbuch und Anatomieatlas)
Normalerweise bin ich kein Freund von Lernzielkatalogen, weil sie meist unhandlich und praxisfern sind. Der Lernzielkatalog im Präpkurs ist das genaue Gegenteil. Ich habe mich damals sehr an den Katalog gehalten, um Struktur in die Unmengen an Stoff zu bringen.
Die Mitschriften aus dem Kurs habe ich v.a. mit der Dualen Reihe1 ergänzt, wo es sinnvoll oder notwendig schien. Das Abzeichnen oder das selbstständige Erstellen von Übersichten ist ebenfalls ein sehr effektiver Weg, um Fakten schnell zu verinnerlichen.
Die Testate finden normalerweise auch am Präparat statt. Prägt euch die Strukturen beim Präpen gut ein, sodass ihr sie im Zweifel schnell zeigen könnt.
Meine zentrale Vorbereitungstechnik auf mündliche Testate ist die Feynman-Methode:
Ihr lernt ein Thema bis ihr glaubt es verstanden zu haben. Dann sucht ihr euch eine andere Person und erklärt dieser das Thema. Ständige Zwischenfragen sind dabei eher unerwünscht. Früher habe ich das wirklich mit anderen Leuten gemacht, inzwischen führe ich lieber laute Selbstgespräche.
Wer den Stoff nicht flüssig und verständlich erklären kann, der hat das Thema noch nicht richtig verstanden. In Gedanken erscheint alles klar und logisch. Erst beim verbalen Ausformulieren zeigen sich die Lücken. Nun wisst ihr wo Wissenslücken sind und könnt diese gezielt schließen. Im Anschluss wiederholt man den Prozess und erklärt das Thema erneut, um Schwachstellen aufzudecken.
Diese Strategie funktioniert auch für schriftliche Prüfungen, ist für mündlichen Testate aber besonders effektiv, weil ihr auch dort euer Wissen in Worte fassen müsst.
Histologie
Der Kurs aus dem 1. Semester setzt sich unverändert fort. Am Ende folgt der 2. Teil der Histologieklausur. Hier könnte ich nur wiederholen, was ich schon im Beitrag zum 1. Semester geschrieben habe. Lest also gerne dort nach.
Psychologie/Soziologie
Psychologie/Soziologie ist das einzige neue Fach im 2. Semester. Ihr habt es hier mit einem kleinen, aber spannenden Themenbereich zu tun. Es gibt eine gute Vorlesungsreihe, die eine schöne Abwechslung zu den anderen Fächern bietet. Die zugehörige Klausur folgt erst im 3. Semester. Notizen sollte man sich trotzdem jetzt schon anlegen.
Das Seminar läuft anders ab als die aus dem 1. Semester: Es gibt verschiedene Themen zur Auswahl und jeder schreibt sich für eines ein. Achtet darauf, dass die Termine nicht mit anderen Lehrveranstaltungen kollidieren. Im Seminar erstellt ihr in Kleingruppen einen Vortrag zu einem bestimmten Unterthema und präsentiert euch die Themen gegenseitig.
Chemie
Das Praktikum II ist tatsächlich ein echtes Laborpraktikum mit begleitendem Praktikumsskript. Zum Ablauf in Präsenz kann ich nichts erzählen. Wir haben damals online Lektionen durchgearbeitet und ein kleines Abschlusstestat gekreuzt.
Am besten informiert ihr euch auf der Internetseite der Chemie über die Details.
Physik
Hier gibt es ebenfalls ein Praktikum mit zugehörigem Skript. Auch dieses Praktikum fand bei uns pandemiebedingt online statt.
Im Abschlusstestat mussten wir ähnliche Aufgaben bearbeiten, wie sie im Skript gestellt waren. Das Skript war bei uns als Hilfsmittel zugelassen. Da wir die Experimente nie selbst durchführen konnten, wurde das auch in der Prüfung nicht von uns erwartet. In einem normalen Präsenzsemester läuft das Testat sicherlich anders ab und wahrscheinlich müsst ihr die Versuche in der Prüfung selbst durchführen. Ihr könnt mir gerne aktuelle Infos schicken, sodass ich diese Passage aktualisieren kann.
Ich denke beim Abschlusstestat kommt es auf sorgfältige Vorbereitung an. In das Physikpraktikum habe ich fast so viel Zeit investiert wie in den Präpkurs. Wir haben das Skript gründlich durchgearbeitet und wussten genau wie man die Versuche durchführt, obwohl wir die Experimente nur aus Videos und Texten kannten. Ihr habt den Vorteil die Experimente selbst durchführen zu können. Mit ordentlicher Vorbereitung und Mitarbeit im Praktikum ist das Abschlusstestat sicherlich gut machbar.
Lehrbücher im 2. Semester
Vorab sei gesagt, dass ich keine Kooperationen mit Autoren oder Verlagen habe und kein Geld an diesen Empfehlungen verdiene. Die Ratschläge stammen nur aus meiner Erfahrung.
Im 1. Semester habe ich kein Anatomielehrbuch gebraucht. Aber ab dem 2. Semester kommt man kaum noch um eines herum. Ich habe die Duale Reihe1 genutzt und war damit immer zufrieden. Umfangreich, exzellent bebildert und gut strukturiert – alles in allem ein großartiges Nachschlagewerk. Aber es gibt sicher auch Alternativen, falls euch die vielen Tabellen und Schemata nicht zusagen.
Beim Thema Anatomieatlas gehen die Meinungen auseinander. Ich habe kaum in meinen reingeschaut, weil ich mit Schemata und Tabellen viel besser zurechtkomme. Es gibt aber auch viele Studenten, die hauptsächlich aus dem Anatomieatlas lernen. Letztlich führen alle Wege nach Rom. Am besten findet man im 1. Semester heraus, was einem am besten liegt und trifft dann seine Entscheidung.
Präparieratlanten können eine sinnvolle Ergänzung oder Alternative sein. Diese Bücher bestehen aus stabilerem abwischbarem Papier, sind inhaltlich reduziert, klein und handlich. Meinen guten Sobotta2 hätte ich ungern mit in den Saal genommen – Präparieratlanten sind genau dafür gedacht.
Das Taschenbuch Anatomie: Lehmanns FACTS3 ist ein echter Geheimtipp. Dieses kleine Büchlein bildet alle relevanten Leitungsbahnen (v.a. Blutgefäße, Lymphgefäße und Nerven) in übersichtlichen Schemata ab – perfekt zum Lernen. Im 1. Semester hilft das Buch noch nicht so viel. Aber seit dem Präparierkurs habe ich exzessiv damit gelernt.
Auch im Fach Histologie kann ein Lehrbuch eine große Hilfe sein. Im Beitrag zum 1. Semester habe ich zwei gute Optionen vorgestellt. Lest bei Interesse gerne dort nach.
Die Endspurtskripte4 dienen eigentlich der Vorbereitung auf das Physikum, können aber schon vorher hilfreich sein. Sie fassen die jeweiligen Fächer gut zusammen, sind aber für die einzelnen Klausuren zu oberflächlich. Ich habe die Skripte oft als Einstieg in Themen oder zum Nachschlagen verwendet.
Im 1. Semester bringen die Endspurtskripte noch nicht viel. Wenn ihr von der Stoffmenge selbst schon überfordert seid, dann helfen mehr Bücher auch nicht weiter.
Apropos. Macht euch jetzt noch keine Gedanken um das Physikum. Step by Step. Wenn ihr jedes Semester ordentlich für die Prüfungen lernt, wird euch das Physikum am Ende viel leichter fallen.
Ich hoffe, dass euch dieser Artikel weitergeholfen hat. Wenn ihr Fragen oder Verbesserungsvorschläge habt, dann schreibt mir bitte.
Frédéric
Literaturverzeichnis:
1 Aumüller, Gerhard/Gabriela Aust/Jürgen Engele/Joachim Kirsch/Giovanni Maio/Artur Mayerhofer/Siegfried Mense/Dieter Reißig/Jürgen Salvetter/Wolfgang Schmidt/Frank Schmitz/Erik Schulte/Katharina Spanel-Borowski/Gunther Wennemuth/Werner Wolff/Laurenz J. Wurzinger/Hans-Gerhard Zilch: Duale Reihe Anatomie, 5. Auflage, Georg Thieme Verlag KG, 2020.
2 Waschke, Jens/Friedrich Paulsen: Sobotta, Atlas der Anatomie, 25. Auflage, Elsevier GmbH, Bd. 1-3, 2022.
3 Kolster, Bernard C./Markus M. Voll: Anatomie: Lehmanns FACTS, 9. Auflage, Lehmanns Media GmbH, 2021.
4 Endspurt Vorklinik: 6. Auflage, Georg Thieme Verlag KG, 2023.